Interview mit Maximilian Wonke, Bürgermeister von Panketal

20 November 2019
Interview mit Maximilian Wonke, Bürgermeister von Panketal

Herr Bürgermeister, warum ist Panketal eine fortschrittliche Gemeinde?

Wir sind fortschrittlich, weil wir schon seit längerer Zeit Maßnahmen ergreifen, die dem Klimawandel entgegenwirken. Wir setzen uns für Biodiversität und Artenschutz ein. Panketal ist seit diesem Jahr Mitglied im deutschlandweit agierenden Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“. Unsere beiden Ortsteile sind im Netzwerk der Umlandgemeinden integriert: Schwanebeck ist Mitglied im Regionalpark Barnimer Feldmark und Zepernick gehört zum Naturpark Barnim. Wir setzen auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft. Unkrautvernichter wie Glyphosat oder Neonikotinoide werden von uns als Gemeinde nicht mehr eingesetzt. 2018 wurden einige Insektenweiden auf Gemeindeland eingerichtet und es kommen noch mehr dazu. Sie dienen Insekten als Nahrungsquelle und werden maximal 2x pro Jahr gemäht. Dort können heimische Pflanzen blühen und wir leisten damit einen Beitrag zum Erhalt von Wildbienen. Wir rufen unsere Bürgerinnen und Bürger auch dazu auf, solche Flächen in ihren Gärten einzurichten. Das Thema Biodiversität ist auch bei unseren Bürgerinnen und Bürgern angekommen. Im Rahmen des Bürgerhaushaltes wurden die Schaffung eines Baumlehrpfades mit alten Obstsorten und die Verteilung von 1.000 Samentütchen für die Aussaat von Sommerblumen umgesetzt. Darüber hinaus setze ich mich für die Pflanzung von Esskastanien im Gemeindegebiet ein. Wir sind eine grüne und fortschrittliche Gemeinde.

Wie trägt Panketal zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele vor Ort bei?

Die Gemeinde Panketal unterstützte die Umgestaltung der ehemaligen Rieselfelder in unserem kleinsten Ortsteil Hobrechtsfelde. Auf dem rund 850 Hektar großen Gelände wurde 90 Jahre lang Berliner Abwasser verklappt, was die Lebensgrundlage von Pflanzen und Tieren zerstörte. Bei dem Projekt, das 2011 begann und vier Jahre lief, wurde diese brach liegende Fläche durch extensive Beweidung in eine halboffene Waldlandschaft umgewandelt. Der Einklang von Wald- und Ackerflächen schaffte ein Ökosystem, das Biodiversität sichert, ein Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten ist und damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet. Darüber hinaus dient es den Panketalern und Berlinern als Naherholungsgebiet, regt zum sanften Tourismus an und vermittelt Wissenswertes über die Region. Während das Projekt vom Förderverein Naturpark Barnim betreut und seit Auslaufen durch die Berliner Forsten in Kooperation mit dem Naturpark Barnim weiter geführt wird, beantragten die Panketaler Gemeindevertreter im Jahr 2014, die Aufnahme von Hobrechtsfelde in die LEADER-Region des Landkreises Barnim. Die Europäische Union fördert Projekte zur ländlichen Entwicklungen in diesen Regionen.

Wie haben europäische Fördermittel Panketal dabei geholfen?

Durch die finanzielle Unterstützung aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes konnte der ehemalige Kornspeicher auf dem Gut Hobrechtsfelde ausgebaut und zu einem Besucherzentrum weiterentwickelt werden. 2017 wurden EU-Fördergelder für die Sanierung des ehemaligen Trichters (dem Keller des Speichers) bewilligt. Am 31. August 2017 erfolgte der erste Spatenstich für das Bauvorhaben, das im Mai 2018 abgeschlossen wurde. In dem Raum herrscht ein besonderes Ambiente, das für Veranstaltungen genutzt werden kann. Im Obergeschoss des Speichers ist eine Ausstellung über die Geschichte der Rieselfelder und das Beweidungsprojekt zu sehen. Um das Gebäude für weitere Besucher zu öffnen, wurde die Finanzierung der denkmalgerechten Erschließung durch einen Fahrstuhl und die Instandsetzung des historischen Treppenhauses beantragt. Der Förderbescheid ging am 30. April 2019 ein. Der Speicher, das Mustergut Hobrechtsfelde und die wiederlebte Landschaft tragen in ihrer Gesamtheit zur Nachhaltigkeit bei. Das beweist auch die Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt, die im August 2019 überreicht wurde.

Maximilian Wonke ist seit 2018 Bürgermeister von Panketal, einer Gemeinde im Süden des Landkreises Barnim in Brandenburg direkt an der nördlichen Stadtgrenze Berlins. Er ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). 

Top